Ukrainisches Theater „Children of the Future“

Ein Bericht von unserem Mitglied Thomas Messerer

Manchmal passt einfach alles zusammen, als gäbe es eine unsichtbare Macht (Schicksal? Gott? Gaia? Das fliegende Spaghettimonster?) die alles irgendwie ineinander greifen lässt. So ähnlich fühlte ich mich, als die folgende Geschichte ablief von der ich euch erzählen muss.

Erster Akt, Auftritt Oleg: Oleg, den ich über nebenan.de bei der Aktion PCs für eine Unterkunft in Nürnberg  kennenlernte, meldete sich am 7. Februar bei mir. Eine Theatertruppe aus der Ukraine plante durch Europa zu touren und für evakuierte Kinder aus der Ukraine ein kostenloses Erlebnis-/Kunst-/Theater-/ und Showprogramm aufführen. Das Problem – nein, die Probleme waren:

  • Die Truppe, zu der auch einige Männer über 18 Jahre gehören, würde ohne mehrere Einladungen von Organisationen in verschiedenen Ländern keine Ausreisegenehmigung vom ukrainischen Verteidigungsministerium erhalten.
  • Es gibt noch keinen Ort in Deutschland um aufzutreten.
  • In der Folge wurden noch keine Möglichkeiten für eine Übernachtung organisiert.
  • Unausgesprochen, aber logisch: Geld war auch nicht wirklich vorhanden.

Ich habe dann –  relativ entspannt – gesagt: „Ich suche mal einen Saal, wird sich was finden“.

Es ergab sich aber zu der Zeit dass ich an diesem Tage zum ersten Mal eine Vereinsgaststätte testen wollte, und zwar beim DJK Falke e.V.  in Nürnberg Gleishammer. Und was sehe ich, als ich vor der Tür stehe? Der Verein hat einen Saal, relativ groß, mit Bühne, Ton, Licht, Bestuhlung und so weiter.

Zweiter Akt: Ich frage also ganz forsch den Wirt: „Können wir den Saal für eine Veranstaltung nutzen“. Der Wirt: „Der Saal wird nicht von mir verwaltet und ist auch nicht zu vermieten“ – darauf ich: „Na ja, vermieten ist nicht die Idee, eher kostenlos für einen guten Zweck“. Der Wirt schaut kurz, dreht sich dann um und zeigt auf … ja, den 2. Vorsitzenden des Vereins, der zufällig anwesend war, und sagte: „Fragen Sie den Herrn Jung“.

Und ab da lief das einfach, Herr Jung hörte sich kurz alles an, führte umgehend Rücksprache und sagte den Saal kostenlos zu. Am besten an einem Wochenende, da wäre der Saal frei, zur Not auch unter der Woche – dann würden Sie den Sportgruppen an dem Tag halt absagen. Ich also zu Oleg „Wir haben eine kostenlosen Saal“. Und zu Lars aus dem Vorstand bei Auxilium: „Wir brauchen eine Einladung“. Er „Mach einen Entwurf, ich manage das“ Noch an diesem Tag hat unser Verein eine offizielle Einladung an die Theatertruppe verfasst uns diese führte dann – neben mehreren anderen Einladungen aus weiteren Ländern, u.a. Tschechien und Polen – dazu dass die o.g. Genehmigung erteilt wurde – innerhalb von zwei Tagen. Zack 🙂

Dritter Akt: Unterkunft: Die Truppe besteht aus 33 Personen (davon 15 unter 18 Jahren) und zwei Busfahrern. Ich telefonierte mit mehreren großen Hostels in Nürnberg, aber keines war bereit, die Truppe aufzunehmen – weder zu einem reduzierten Preis und schon gar nicht umsonst. Dabei hatten nicht wenige zu Beginn der Invasion letztes Jahr noch gut an den bei Ihnen von der Stadt Nürnberg untergebrachten Müttern mit Kindern verdient. Tja, so ist das eben – wenn das Geld nicht fließt, ist es schnell vorbei mit der Hilfe …

Vierter Akt: Nach einigem Überlegen fällt mir ein, dass wir ja noch Jugendherbergen und Schullandheime in und um Nürnberg haben – also fange ich an zu recherchieren, telefonieren, mailen etc.

Jugendherberge Nürnberg, links der Turm „Luginsland“, rechts der Fünfeckturm, der aber nicht mehr zur Jugendherberge gehört

Der Lichtblick kam dann am 15.2. durch die DJH Jugendherberge in Nürnberg bzw. den Landesverband in München.

  • Szene 1: In Nürnberg erfuhr ich durch die Leiterin, Frau Natterer, dass für zwei bzw. drei Nächte im Februar Platz wäre (zwei Lücken zwischen Gruppenbuchungen, also eher leer). Die Entscheidung, ob das als Spende realisiert werden kann, liegt aber in den Händen des Landesverbandes in München.
  • Szene 2: Ich rufe dort an und werde an Frau Wild (Vorstandsassistenz & Projekte) verwiesen. Ich schreibe ihr eine E-Mail mit der Bitte, die Gruppe  zu einem reduzierten Preis oder kostenlos aufzunehmen.
  • Szene 3: Innerhalb von einem! Tag bekomme ich die Rückmeldung – aus Nürnberg – dass der Landesverband zugesagt hat – die Truppe also kostenlos untergebracht wird (26.-28.2.).

Kostenlos, 35 Personen, Vollpension. Klingt unglaublich? War aber so!

Fünfter Akt: Die Aufführung am Sonntag, 26.2. – außer einer kurzen Hallenbesichtigung am 24.2. hatte ich nicht viel zu tun. Na gut, das Einchecken in die Jugendherberge habe ich dann doch noch begleitet, weil es so besser war. Die Show (ich war abends nur eine Stunde da) war toll, ich habe natürlich kein Wort verstanden. Die Halle war voll und den Kindern hat es auf jeden Fall gefallen.

Sechster und letzter Akt: Der Montag war ein freier Tag für die Truppe und ich dachte mir dass es schön wäre eine Stadtführung oder ein Abendprogramm anzubieten. So ein freier Tag ohne viel privates Geld, junge Leute (15 Personen unter 18 Jahre alt, der Rest fast alle unter 35) kann schnell langweilig werden.

Szene 1: Für den Nachmittag engagierten wir über die Congress- und Tourismus-Zentrale Nürnberg eine Stadtführerin – auf Kosten des Vereins. Es wurde nach jemandem gefragt, der zumindest Russisch spricht – und tatsächlich hat man sogar eine Ukrainerin ausfindig machen können.

Ab da wurde mir das mit den Zufällen schon etwas unheimlich *zwinker*.

Szene 2: Das Abendprogramm war dann relativ einfach zu organisieren: Ich bin Mitglied im Ali Baba e.V., dem größten Spieleclub Deutschlands. Dieser hat jeden Montagabend im Pellerhaus (300 Meter von der Jugendherberge entfernt) seinen wöchentlichen Spieletreff. Ich rufe Christian Wallisch (Vorsitzender) an, erkläre kurz die Situation – und die Einladung steht!

Etwa 25 Leute aus der Truppe, darunter alle Jugendlichen und Kinder, habe ich dann am Abend an der Jugendherberge abgeholt und hingeführt. Als wir dort eintrafen, waren vier Tische reserviert, mehrere Mitglieder hatten sich angeboten, die Spiele zu erklären (es gab einige in der Truppe, die wirklich gut Englisch konnten) und Oleg war da um für diejenigen zu dolmetschen, die nicht so gut oder gar kein Englisch konnten. Es war ein gelungener Abend und auch für mich ein perfekter Abschluss.

Wenn ihr unsere Arbeit unterstützen wollt, dann freuen wir uns über  Spenden für unsere Projekte –  und ihr könnt natürlich Mitglied werden.

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